Utopia
Das Kaffeehaus als Dreh- und Angelplatz in Metropolen, den Stätten des Dialogs. So beschrieb der aus Buenos Aires stammende Schriftsteller Jorge Luis Borges die Stadt mit ihren duftenden Tagebüchern und Hallen des freien Denkens (wie das Wiener Kaffeehaus – seit 10.11.2011 immaterielles Weltkulturerbe der Unesco). Urbane Kultur, die auch in St. Gallen vor 100 Jahren während der Stickereiblüte auflebte und seit 2010 im ehemaligen Polizeiposten der alten Linsebühl-Post von 1898 in der Spiservorstadt eine Renaissance erfährt. Der Name ist ein Manifest, nicht mehr so gross wie einst, dafür hoffentlich umso verspielter. Eine Einladung zur Selbstermächtigung: Hier kann, wer nicht muss. Die Resonanz dessen, und mit dem Raum, macht den Ort zum Kaffeehaus. Das Eingangstor hierfür: 25 Milliliter mit Sorgfalt hausgeröstetes und handgebrühtes Extrakt in dickwandigen Tassen. Es eröffnet uns Menschen das Universum, Luftschlösser sind greifbar, die Stadt ist gestaltbar, Augenblicke werden zeitlos. Kaffee trinken in der Öffentlichkeit. Gemeinsam, kontrovers, alleine, institutionell. Offen und unverbindlich. Geschichtenort. Danke, magisches Getränk.